Der Chefplaner der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), Dr. Volker Christiani, hat sich verrechnet und das gewaltig. Die Kosten des neuen Betriebshofes der SSB in Weilimdorf und der Trassenbau bis Ditzingen wird nun statt den geplanten 130 Millionen Euro 440 Millionen kosten. Ursächlich für diese Kostenexplosion bei der SSB seien die stark gestiegenen Baupreise. Diese Fehlkalkulation wird aber wohl nicht die einzige bleiben, denn auch für die Verlängerung der S2 von Filderstadt-Bernhausen nach Neuhausen auf den Fildern besteht die Gefahr, dass die Kosten weiter aus dem Ruder laufen. Der ehemalige Regionalrat und Landtagsabgeordnete, Hans Dieter Scheerer, hatte in der Vergangenheit sogar auf eine Kiste guten Rotweins gewettet, dass die Kosten für dieses S-Bahn-Projekt nicht realistisch kalkuliert waren, und befürchtet nun recht zu behalten.
„Eigentlich hätte ich in der damaligen Sitzung des Verkehrsausschusses der Region Stuttgart Dr. Christiani gleich zwei Wetten anbieten sollen. Ich habe ihm und dem Verbandsvorsitzenden, Herrn Bopp, schon damals gesagt, dass die Kalkulationen für die Verlängerung der S2 unrealistisch sind und Baupreissteigerungen beachtet werden müssen. Beim Bau des neuen Betriebshofs der SSB ist es jetzt genau so gekommen und die Kosten haben sich mehr als verdreifacht und bei der S2-Verlängerung wird es wohl eben auch so passieren“, sagt Scheerer, der bis März 2022 für die FDP in der Regionalversammlung der Region Stuttgart saß.
Die Strecke der S-Bahnlinie S2 von Filderstadt-Bernhausen nach Neuhausen auf den Fildern soll um 4 Kilometer verlängert werden. Der letzte Kostenvoranschlag vom Frühjahr 2022 belief sich auf rund 210 Millionen Euro und war damit bereits doppelt so hoch wie in der ursprünglichen Planung. Scheerer vermutet aber, dass selbst diese Summe nicht reichen wird: „Ich rechne mit über 300 Millionen Euro, wenn nicht sogar erheblich mehr, und das habe ich im Verkehrsausschuss der Region auch immer wieder betont. Und genau deshalb habe ich Herrn Dr. Christiani die Wette angeboten, dass er die 300 Millionen Euro Grenze nicht einhalten wird. Er hat damals nicht eingewilligt, wohl aus gutem Grund.“
Laut Scheerer könnten solche Überraschungen bei der Endabrechnung großer Infrastrukturprojekte verhindert werden: „Wenn die SSB und die Region bei der Planung überfordert sind, muss man eben die Dienste professioneller Projektsteuerer aus der Privatwirtschaft in Anspruch nehmen. Diese kosten im Zweifelsfall weit weniger als die Zusatzkosten, die jetzt auf die Steuerzahler beim Neubau des SSB-Betriebshofs oder der S2 zukommen. Und vielleicht sollte man manchmal auch einfach auf die Regionalräte hören, wenn sie sich in den Ausschusssitzungen melden.“
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