Nur 4,4% aller im Kreis Böblingen zugelassener Fahrzeuge sind elektrisch oder haben zumindest einen Hybrid-Antrieb. Das ergibt sich aus einer Kleinen Anfrage des Landtagsabgeordneten Hans Dieter Scheerer an die Landesregierung zur aktuellen Situation der E-Mobilität im Kreis Böblingen. Das Ziel bis 2030 bundesweit 15 Millionen E-Autos an den Start zu bringen schätzt Scheerer daher als sehr ambitioniert ein. Auch das auf EU-Ebene diskutierte Verbot von Verbrennungsmotoren bis 2035 sieht der Verkehrspolitiker der FDP-Fraktion im Landtag mehr als kritisch.

„Noch nicht einmal 5% machen die E-Autos im Kreis Böblingen am Gesamtbestand aus. Das zeigt, dass die E-Mobilität noch in den Kinderschuhen steckt und ich bezweifle, dass sie die Schlüsseltechnologie für die Zukunft der Mobilität in Deutschland und weltweit ist“, erklärt Scheerer. Nach seiner Einschätzung braucht es für einen Ausbau und eine weiter verbreitete Nutzung elektrischer Fahrzeuge auch die nötige Infrastruktur. Im Kreis Böblingen gibt es nämlich lediglich 550 öffentliche Ladepunkte, ein Fünftel davon sind Schnellladestationen. „Diese Zahl ist im Vergleich zu anderen Landkreisen zwar relativ hoch, das dürfte aber den Ladepunkten des großen internationalen im Kreis ansässigen Automobilkonzern geschuldet sein“, vermutet Scheerer.

Aus der Anfrage von Scheerer ergibt sich zwar auch, dass durch Förderungen der Landesregierung knapp 300 private Ladepunkte gebaut wurden, dass sei aber für einen so großen und wirtschaftlich bedeutsamen Landkreis wie Böblingen wenig: „Natürlich wird es auch noch weitere Wallboxen geben, die ohne Landesförderung entstanden sind. Aber insgesamt zeigt sich doch, dass die E-Mobilität trotz zahlreicher staatlicher Förderungen und Begünstigungen sich am Markt nicht durchsetzt. Wenn diese dann ab 2024 auch noch wegfallen, wird sich das wohl kaum verbessern.“

Für Scheerer ist daher Technologieoffenheit der entscheidende Faktor für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft. „Zunächst müssen wir einen Mobilitäts-Mix zulassen und dürfen uns nicht starr und ideologiegetrieben auf eine Technologie versteifen. Während E-Autos gut für den Stadtverkehr sind, braucht es auf dem Land und für lange Strecken eine andere Lösung immer im Zusammenspiel mit dem Angebot eines erreichbaren und attraktiven öffentlichen Personennahverkehrs“, sagt der ÖPNV-Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag. „Außerdem muss vor allem auch unsere aktuelle Landesregierung begreifen, dass die Menschen ihr Auto wollen und an vielen Stellen auch brauchen. Es kann also keinesfalls die Lösung sein, den Verbrennungsmotor zu verdammen und gar zu verbieten. Vielmehr sollten wir die Chance durch neue Technologien wie E-Fuels nutzen um unsere bestehende Fahrzeugflotte im Land einfach und unkompliziert klimaneutral zu machen. Die Wasserstofftechnologie wird zudem im Schwerlast- und Busverkehr zukünftig eine tragende Rolle spielen. Verbote bringen uns hier in keinem Fall weiter und zerstören nur jeden betriebswirtschaftlichen Anreiz in neue Zukunftstechnologien zu investieren und damit Lösungen zu finden. Vor allem Baden-Württemberg als Land der Tüftler und Denker ist doch wohl nicht dafür bekannt beim Status Quo zu verharren, sondern neue Wege und Lösungen zu finden.“