Das Wirtschaftsministerium hat vergangene Woche angekündigt, dass es Programme zur Gewinnung von Fachkräften in Baden-Württemberg im laufenden Jahr mit rund 80 Millionen Euro unterstützen möchte. Als Teil davon unterzeichnete Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut zusammen mit Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und den verantwortlichen Ministerien eine neue Vereinbarung für die zukünftige Zusammenarbeit und eine Fachkräfteallianz. Hans Dieter Scheerer, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, kritisiert allerdings, dass bloße Gesprächsformate nicht zur Bewältigung des Fachkräftemangels ausreichen werden. Vielmehr müsse die Landesregierung endlich eine verlässliche Fachkräftestrategie erarbeiten.

„So ganz langsam scheint der Landesregierung das Problem Fachkräftemangel zu dämmern und endlich schafft sie es, jedes ihrer Ministerien für die Fachkräfteallianz zu gewinnen. Zum einen kommt dies aber viel zu spät, und zum anderen ersetzt ein gemeinsames Gesprächsformat noch lang keine umfassende Herangehensweise. 80 Millionen Euro Fördermittel sind sicherlich sinnvoll, diese müssen jedoch auch zielführend und abgestimmt eingesetzt werden“, kommentiert Scheerer die Fachkräfteallianz der Landesregierung.

Scheerer, der das Thema Fachkräfte als zentralen Teil seiner politischen Arbeit im Landtag versteht, fordert hingegen schon lange eine konkrete Strategie der Landesregierung zur Fachkräftegewinnung. Gesprächsformate und Marketingkampagnen wie The LÄND seien nicht genug. Die neue Imagekampagne sei ein Paradebeispiel dafür, dass in der Landesregierung die linke Hand nicht weiß, was die rechte tue: „Die Fachkräfte, die durch The LÄND nach Baden-Württemberg kommen, wird man am Ende an einer Hand abzählen können. Dennoch kostet die Kampagne über 20 Mio. Euro, und steht in keinem erkennbaren größeren Zusammenhang mit anderen Bemühungen der Landesregierung Fachkräfte zu gewinnen.“

Alle genannten Maßnahmen könnten am Ende eben nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Landesregierung das Thema Fachkräftemangel verschlafen habe. „Was wir brauchen, ist eine umfassende Fachkräftestrategie – über alle Ministerien hinweg, mit konkreten Maßnahmen und Finanzierungen hinterlegt, orientiert an den Bedarfen der Unternehmen“, fordert Scheerer deshalb. „Es ist bspw. auch so, dass vor allem in den handwerklichen und händischen Berufen und in der Pflege dringend Fachkräfte benötigt werden. Der Fokus der Landesregierung auf Akademiker als Fachkräfte geht schlicht an der Nachfrage des Arbeitsmarktes in Baden-Württemberg vorbei. Der Weg bis zu einer wirklichen Fachkräftestrategie ist also noch ein langer und wenn das Wirtschaftsministerium weiter in seinem bisherigen Schneckentempo arbeitet, sehe ich schwarz für den Zukunftsstandort Baden-Württemberg.“